Gleich hinter Herz-Kreislauf-Erkrankungen rangiert Krebs als zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Deshalb tüftelt man schon lange an Impfstoffen gegen Krebs. Tatsächlich hat die Corona-Krise den Laboren auf die Sprünge geholfen: Seit der Pandemie blühen die Geschäfte – eine gute finanzielle Basis für die Forschung, die der Volkskrankheit Krebs derzeit mächtig den Kampf ansagt. Das lässt hoffen!
Die Idee der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Krebs ist nicht ganz neu. Tatsächlich gibt es bereits gegen bestimmte Krebsarten wirksame Präventionen: Humane Papillomviren (HPV) etwa, die Gebärmutterhalskrebs oder Krebserkrankungen der Mundschleimhäute oder des Kehlkopfes auslösen können, lassen sich gezielt durch Impfung bekämpfen. Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt sie schon für Kinder ab 9 Jahren. Zugelassen ist der Stoff seit 2006. Und auch gegen Leberkrebs, für den Hepatitis-B-Viren verantwortlich sind, gibt es bereits eine Impfung.
Krebs ist nicht gleich Krebs
So weit die gute Nachricht. Leider handelt es sich bei Krebs nicht immer um Viren oder andere äußere Eindringlinge, die dein Immunsystem in der Regel gut erkennen und gezielt angreifen kann. Anders als HPV entstehen viele Krebsarten durch genetische Veränderungen, die eine unkontrollierte Zellteilung und -vermehrung provozieren und – da es sich um körpereigene Zellen handelt – meist vom Immunsystem erst sehr spät erkannt werden.
Die Voraussetzung für den Erfolg einer Impfung ist dabei, dass diese Krebszellen auf ihrer Oberfläche Antigene aufweisen, die sie von gesunden Körperzellen unterscheiden. Der Ansatz: Man versucht durch die Gabe spezifischer Antigene des jeweiligen Tumors, die körpereigene Abwehr gezielt zu aktivieren, die Krebszellen mit voller Kraft zu bekämpfen und zu vernichten.
Individuelle Strategien
Jeder Tumor ist einzigartig und bringt ein individuelles Muster an genetischen Veränderungen mit sich, die das Immunsystem teilweise an der Zellenoberfläche erkennen kann. Hier setzen die Impfstrategen an: Sie versuchen, solche hochspezifischen Strukturen zu identifizieren, um sie dem Patienten zu injizieren. Die Verabreichung der Tumor-Antigene soll das Immunsystem dazu anregen, die Krebszellen aktiv zu bekämpfen. Das heißt, dass jeder an Krebs erkrankte Patient seinen eigenen, auf ihn zugeschnittenen Impfstoff bekommt.
Dabei zeigen sich in klinischen Studien bereits erste Erfolge etwa bei Lungenkrebs – die Impfung mit dem sogenannten MUC1-Antigen bescherte über 1.000 Patienten parallel zu einer Chemo-Strahlen-Therapie eine deutliche Verlängerung ihrer Lebenszeit. Im Fokus stehen außerdem Immuntherapien gegen schwarzen Hautkrebs, Darmkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Das Biomolekül: mRNA
Das kleine m steht für Messenger – das ist ein Botenstoff, der Informationen übermittelt, die wiederum Anleitungen enthalten, wie dein Körper spezielle Proteine herstellen kann, die er für bestimmte Funktionen benötigt. In der Krebsforschung geht es darum, die mRNA so zu programmieren, dass sie dem Immunsystem einen Bauplan für die spezifischen Merkmale von Krebszellen an die Hand gibt. So kann der Organismus das benötigte Protein selbst herstellen.
mRNA-Impfstoffe werden individuell auf die jeweiligen Tumore zugeschnitten: Das kranke Gewebe wird im Labor analysiert, um die Unterschiede zu gesunden Körperzellen zu ermitteln. Der daraufhin konzipierte mRNA-Impfstoff enthält entsprechende „Fahndungsfotos“ der Tumormerkmale. Er zeigt dem Immunsystem gezielt, welche Zellen zu bekämpfen sind.
Wie lange dauert es noch?
Freilich zieht sich die Entwicklung eines Impfstoffes über viele Jahre. Doch die Forschung prescht voran und lässt hoffen: Man rechnet mit den Zulassungen dieser mRNA-Technologien für 2026/2027 – die Nase vorn hat hier eine Immuntherapie gegen Hautkrebs. Bei anderen Krebsarten sind die Studien noch in einem früheren Stadium. Nicht erwiesen ist indes, wie dauerhaft die Wirkung einer Impfung anhält, denn es gibt noch keine Langzeitdaten.
Onkolyse – Krebsbekämpfung durch Viren
Eher zufällig stellte sich bei einem Patienten heraus, dass eine Virusinfektion seinem Tumor den Garaus machte. Tatsächlich können Viren Krebszellen infizieren und damit zerstören. Allerdings sollte sich kein Krebspatient absichtlich wahllos anstecken lassen und damit weiteren schweren Gesundheitsrisiken aussetzen. Bei der sogenannten Onkolyse werden Viren gezielt darauf programmiert, nur die Krebszellen zu befallen und die gesunden Körperzellen zu verschonen.
Vorbeugen
Abgesehen von allen medizinischen Strategien kannst du in deinem Alltag einige vorbeugende Maßnahmen ergreifen, damit es gar nicht erst zu einer Krebserkrankung kommt:
- Übergewicht vermeiden
- Tägliche Bewegung
- Verzicht auf Nikotin und Alkohol
- Vermeidung krebserregender Stoffe
- Schutz vor UV-Strahlung
- Krebsvorsorge-Untersuchungen zur Früherkennung
Quellen und weiterführende Informationen:
https://www.deutschlandfunk.de/krebs-therapie-mrna-impfung-100.html
https://daskwort.de/rund-um-den-krebs/forschung-und-wissenschaft/gibt-es-eine-impfung-gegen-krebs