Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht in der globalen Erwärmung die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit. Neben extremen Hitzeperioden sind auch tropische / subtropische Infektionskrankheiten auf dem Vormarsch – durch die Ausbreitung von Stechmücken & Co. Ist unser Gesundheitssystem darauf vorbereitet, gibt es entsprechende Impfstoffe? Und wie können wir uns selbst am besten dagegen wappnen?
Aktuell steuert unser Planet auf durchschnittlich mindestens 2 Grad Celsius Erwärmung zu – Tendenz steigend. Eine unangenehme Begleiterscheinung dieser Entwicklung ist die Ausbreitung fremder Arten, die hierzulande bisher nicht heimisch waren. Sie reisen im Zuge der Globalisierung munter um die Welt – und fühlen sich in den steigenden Temperaturen auch bei uns pudelwohl. Leider haben die Plagegeister häufig neue Erreger im Gepäck. Und je wärmer das Klima, desto schneller können sich Viren in Mücken oder Zecken vermehren.
Hohe Dunkelziffer
Die Fälle der neuen Infektionskrankheiten sind derzeit noch relativ selten – sie liegen jährlich im niedrigen zweistelligen Bereich. Allerdings dürften diese Zahlen dem Robert Koch-Institut zufolge tatsächlich etwa 40- bis 50-mal höher liegen. Denn oft nehmen die Infekte einen milden Verlauf und werden daher erst gar nicht diagnostiziert. Und man geht definitiv von steigender Tendenz aus. Die Experten des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) und des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) entdecken immer wieder neue Stechmücken-Arten in Deutschland.
Tierische Mitbringsel: Zoonosen
Krankheiten, die von Tieren wie Moskitos, Zecken und Nagetieren auf Menschen übertragen werden, nennt man Zoonosen. Und die sind auf dem Vormarsch. Mit der globalen Erwärmung verbreiten sich Infektionen wie das Dengue-Fieber, Chikungunya, Zika, Malaria und West-Nil-Fieber. Letzteres kann man sich übrigens auch von heimischen Stechmücken einfangen.
Zecken – berüchtigt für die Frühsommer-Meningitis (FSME) – belegen bei der Häufigkeit von Krankheitsübertragungen weltweit den zweiten Platz. Auch hier wandern neue Arten ein, etwa die bis zu 2 Zentimeter große Hyalomma-Zecke, die das Krim-Kongo-Fieber und Zecken-Fleckfieber mitbringt. Hörnchen und Nagetiere wie die Rötelmaus beherbergen wiederum Affenpocken oder Hanta-Viren. Und nicht zuletzt sind auch neuartige gesundheitsschädliche Pilze aufgetaucht wie etwa die Vibrionen in der Ostsee, die komplizierte Wundinfektionen auslösen können.
Wogegen kannst du dich impfen lassen?
Nicht gegen jede Infektionskrankheit ist ein Kraut gewachsen. Aber die Forschung arbeitet auf Hochdruck an geeigneten Impfpräparaten. Ein Klassiker ist die FSME-Impfung, darüber hinaus gibt es Medikamente zur Malaria-Prophylaxe bei bestimmten Reisezielen, und seit 2023 auch den in Deutschland zugelassenen Impfstoff Qdenga gegen das Dengue-Fieber. Für Fernreisende gilt grundsätzlich: vorher unbedingt hinsichtlich der Infektionsgefahren am Zielort informieren und in ärztlicher Absprache gezielte Vorbeugemaßnahmen treffen.
So schützt du dich vor Plagegeistern
Mücken
Verwende Insektenschutzmittel mit den Wirkstoffen DEET oder Icaridin für ungeschützte Hautstellen. Zusätzlich kannst du auch Mückensprays auf die Kleidung aufsprühen (z. B. Permethrin). Idealerweise trägst du ein helles Outfit mit langen Ärmeln und lange Hosen. Indoor ersparen dir Insektengitter vor den Fenstern sowie (imprägnierte) Moskitonetze über dem Bett so manchen Stich. Da Moskitos Kälte nicht mögen, sind Schlafräume mit Klimaanlage zu bevorzugen. Die übertragenden Mücken brüten in stehenden Gewässern, also auch in Regentonnen oder Gießkannen. Die solltest du regelmäßig ausleeren und die Gefäße säubern oder Abdeckungen anbringen.
Zecken
Nicht jeder Zeckenbiss ist gefährlich. Aber wenn du eine Zecke an deinem Körper entdeckst, solltest du sie sicherheitshalber so schnell wie möglich entfernen. Hierfür eignet sich eine Pinzette mit gebogener Spitze oder eine Zeckenzange – notfalls die Fingernägel einsetzen. Den Kopf des Blutsaugers so nah wie möglich an der Haut greifen und die Zecke komplett herausziehen. Den Leib nicht zerquetschen, damit keine Erreger austreten. Bildet sich eine ringförmige Hautrötung, deutet dies auf eine Borreliose-Infektion hin. Auch Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen oder sogar Fieber solltest du nach einem Zeckenbiss unbedingt ärztlich abklären lassen.
Nagetiere
Hanta-Viren finden sich in den Ausscheidungen von Nagetieren und werden durch Einatmen und Hautkontakt mit aufgewirbeltem kontaminierten Staub oder direkt durch Bisse übertragen. Grundsätzlich solltest du Lebensmittel oder Tierfutter fest verschlossen aufbewahren, um keine Nager anzulocken. Essensreste und tierische Abfälle gehören nicht auf den Hauskompost. Biete Mäusen außerdem keine Nistmöglichkeiten in Sperrmüll- oder Abfallhaufen. Beim Entsorgen von Kadavern schützen dich Atemschutzmaske und Einweghandschuhe.
Quellen und weiterführende Informationen:
https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/klimawandel-bringt-uebertraeger-von-krankheiten-nach-deutschland/?gad_source=1&gad_campaignid=16451654625&gclid=EAIaIQobChMIgtWeuP7DjgMVgwwGAB3K5ywXEAAYASAAEgJuWfD_BwE
https://www.deutschlandfunk.de/klimawandel-gesundheit-hitzetod-klimaangst-100.html
https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/klimawandel-gesundheit-104.html