Eigentlich zählt Impfen zu den einfachsten Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge. Warum fällt das vielen trotzdem so schwer? Zugegeben – der Spaßfaktor einer Injektion hält sich in Grenzen. Und spätestens seit Corona häufen sich kritische Stimmen der Impfskeptiker und -gegner. Bloß ein fettes Geschäft der Pharmaindustrie oder doch eine sinnvolle Aktion? Gar nicht so leicht, sich in diesem Chaos zurechtzufinden.
Impfen – das große Geschäft mit der Angst?
Seit der Corona-Pandemie häufen sich in den Arztpraxen die Werbeanzeigen für Immuntherapien gegen alle möglichen Krankheiten. Klassische Ziele sind die Grippe, Masern, Corona und Zecken. Aber auch neue Themen wie Gürtelrose, Lungen- oder Blasenentzündung, sogar einige Krebsarten stehen in Hochglanzbroschüren und anderen Medien auf dem Programm.
Da kommen ganz schön viele Spritzen aufs Tablett. Wenngleich viele Impfungen überwiegend nur älteren Personen empfohlen werden: Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Tatsächlich boomt die globale Pharmaindustrie mit rund 30 Milliarden Dollar Impfstoff-Umsätzen weltweit. Tendenz steigend. Die gute Nachricht: Vom rollenden Rubel profitiert auch die Weltgesundheit.
Im Kampf gegen Krankheiten konnten Immuntherapien schon recht viele Erfolge feiern. Ein Beispiel: Die kollektive Schluckimpfung ganzer Schulklassen gegen Polio (ältere Generationen werden sie noch kennen), ist passé: Seit gut 30 Jahren ist Polio in Deutschland ausgerottet. Das Problem: Der Erfolg der Impfmaßnahmen bleibt praktisch unsichtbar. Ist eine Krankheit erst einmal vom Tisch, kräht kein Hahn mehr danach.
Fake News – Impfskepsis und politischer Fanatismus
Vor allem während der Corona-Hochphase liefen Impfkritiker Sturm. In Telegram-Chats und anderen Online-Kanälen kursierten ungeprüft die abstrusesten Behauptungen: Ausgerechnet BioNTech-Gründer Ugur Sahin wolle sich selbst nicht impfen lassen – eine von vielen klassischen Fehlinformationen, die der Firmenchef freilich umgehend dementierte.
Es geht aber auch noch krasser. Eine Corona-Leugner-Gruppe schrieb die flächendeckenden Impfungen einem „satanischen Weltkomplott“ zu. Ebenso werde „dieser ganze Zirkus nur zum Vorwand benutzt, um die NWO einzuläuten“ (NWO steht für New World Order, derzufolge dunkle Mächte klammheimlich eine neue Weltherrschaft etablieren wollen). So ganz massentauglich waren die wilden Geschichten von Mikrochips, die uns per Spritze implantiert werden oder von einem geplanten Genozid durch Impfungen dann doch nicht.
Das prophezeite „Massensterben“ von Geimpften zählte ebenfalls zu den Schauermärchen, die von der Realität klar widerlegt wurden. Insbesondere in Krisenzeiten können solche gezielten Desinformationen die Menschen zusätzlich verunsichern und sogar demokratische Gesellschaften destabilisieren. Grundsätzlich gilt: Wer gut informiert sein will, sollte den Faktencheck machen: Urheber und Quellen prüfen, verschiedene Medienberichte lesen und vergleichen. Erst dann kannst du dir selbst eine fundierte Meinung bilden.
Wie gefährlich sind die Impfsubstanzen wirklich?
Verbreitet ist auch die Theorie, dass die neuen mRNA-Impfstoffe das menschliche Erbgut – unsere DNA – verändern (oder gar eine Unfruchtbarkeit verursachen) könnten. Diese Sorge ist allerdings unbegründet. Die injizierte Substanz gelangt lediglich in das Zellplasma, wo sie abgelesen wird, nicht aber in den inneren Zellkern, der die DNA umhüllt. Anschließend wird der Impfstoff vom Körper rückstandslos wieder abgebaut.
Anders sieht es bei den klassischen Impfstoffen aus. Zu den Zusätzen neben dem eigentlichen Wirkstoff zählen Formaldehyd, Aluminiumhydroxid, Phenol, und früher gab es sogar auch Quecksilberverbindungen – Letzteres wird in den üblichen Schutzimpfungen allerdings längst nicht mehr verwendet. Formaldehyd dient der Abtötung von Viren, Aluminiumhydroxid verstärkt die Immunantwort und Phenol sorgt für die Haltbarkeit der Impfsubstanz.
Grundsätzlich sind die genannten Zusätze, die in einigen Impfstoffen enthalten sein können, zwar nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Aber ihre Konzentrationen in der Impfdosis sind äußerst gering und liegen weit unterhalb der Grenzwerte. Tatsächlich nimmst du tagtäglich deutlich mehr Aluminium & Co. über die Luft, das Trinkwasser und die Nahrung auf – im Vergleich dazu sind die Mengen aus Impfungen im Laufe deines Lebens minimal.
Hühnereiweiß in der Spritze – nichts für Veganer?
Bei der Herstellung der meisten traditionellen Impfstoffe, etwa gegen Grippe, Masern und Röteln, ist Hühnereiweiß oder zuweilen auch Gelatine mit im Spiel. Auch wenn es nur geringe Mengen sind, schreckt das vegetarisch oder vegan lebende Menschen freilich ab. Doch auch auf diesem Gebiet hat sich in der pharmazeutischen Forschung und Entwicklung einiges getan, unter anderem auch, um die Risiken für Hühnereiweiß-Allergiker zu eliminieren.
Alternativ zur konventionellen Produktion gibt es nun moderne Impfstoffe, die in Zellkulturen hergestellt werden – dies gilt etwa für den Grippe-Impfstoff Flucelvax. Insbesondere das mRNA-Prinzip basiert auf einem rein genetischen Verfahren, für das weder Viren gezüchtet noch Hühnereier benötigt werden. Wenn du also Veganer bist, solltest du dich vor dem Piekser nach den Inhaltsstoffen erkundigen – dein Arzt wird dich auf Wunsch auch mit der veganen, in Zellkulturen entwickelten Variante behandeln.
Impfpflicht – was gilt in Deutschland?
Es ist nicht erst seit Corona ein heiß und viel diskutiertes Thema: die Impfpflicht in Deutschland. Zwar gibt es hierzulande keine allgemeine Impfpflicht, doch seit dem 1. März 2020 ist immerhin das Masernschutzgesetz in Kraft. Für alle anderen Krankheiten gibt es lediglich Impfempfehlungen. Die sogenannte einrichtungsbezogene Masern-Impfpflicht ist für diejenigen bindend, die nach 1970 geboren sind, in Gemeinschaftseinrichtungen untergebracht sind (Kita, Schule, Pflegeheime) oder dort arbeiten.
Eltern oder deren strafmündige Kinder können tatsächlich ein Bußgeld riskieren, wenn sie der Masern-Impfung nicht nachkommen. Allein eine nachgewiesene medizinische Kontraindikation (Unverträglichkeit) erlaubt die Ausnahme von der Regel. Sturköpfe müssen nötigenfalls eben zahlen – eine Zwangsimpfung hingegen droht in keinem Fall.
Impfschäden? So kannst du eine Entschädigung beantragen
Impfreaktionen wie etwa grippeähnliche Symptome sind völlig normal und kein Grund zur Sorge, sie verschwinden in der Regel nach ein bis zwei Tagen. Aber es kann – in seltenen Fällen – auch zu bleibenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen nach einer Impfung kommen (z. B. Lähmungen, Krampfanfälle oder Hirnschäden).
Wenn du der Meinung bist, einen Impfschaden erlitten zu haben, solltest du dich zunächst an deinen Arzt wenden. Er meldet eindeutige Verdachtsfälle dem Gesundheitsamt. Darüber hinaus kannst du beim Versorgungsamt deines Bundeslandes einen Antrag auf Entschädigung stellen (weitere Infos hierzu findest du unter www.rki.de und www.pei.de). Problematisch dabei ist, dass sich schwer nachweisen lässt, ob die Erkrankung tatsächlich vom Impfen herrührt.
Das sind die Voraussetzungen für einen Anspruch auf die Leistungen der Sozialen Entschädigung:
- Die Impfung wurde öffentlich empfohlen,
- der Versicherte hatte einen gesetzlichen Anspruch auf die Impfung,
- die Impfung wurde von Gesundheitsämtern unentgeltlich durchgeführt oder
- die Impfung war gesetzlich vorgeschrieben.
Quellen und weitere Informationen:
https://www.muenchen-klinik.de/infektionen-immunsystem-immunkrankheit/grippe/grippeimpfung/
https://www.quarks.de/gesundheit/darum-ist-impfen-nicht-gefaehrlich/
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/covid19-impfungen-desinformation-101.html
https://www.bih.de/soziale-entschaedigung/leistungsbeziehende/geschaedigte-von-schutzimpfungen/
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